"Neuseeland denkt über Vier-Tage-Woche nach", titelten gestern von Spiegel bis Tagesschau auch deutsche Medien. Dabei war es erstmal nur die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern, die in einem Video, das sie beim Aussteigen aus einem Auto eher nebenbei aufgenommen zu haben scheint, berichtet, viele kämen mit diesem Vorschlag auf sie zu. Ob freie Freitage, wie in der deutschen Petition mit Blick auf Klimaschutz gefordert, oder andere freie Tage oder überhaupt, sieht die Vorsitzende der New Zealand Labour Party aber nicht als staatlich zu beantwortende Frage, sondern als zwischen employers und employees, also Arbeit'geber'*n und Arbeit'nehmer'*n auszuhandeln. Tatsächlich haben einige Unternehmen eine Vier-Tage-Woche bereits eingeführt. Wird darüber berichtet, fehlt nie der Verweis auf die Produktivitätssteigerung, weshalb angeblich mindestens alles, was vorher in fünf Tagen vollbracht wurde, in vier Tagen zu schaffen sei. Dennoch bezeichnet die australische liberale Politikerin Bronwyn Bishop den Vorschlag als "stupid socialist idea". Dagegen sieht zum Beispiel der ebenfalls australische Kommentator Mark Riley als "wundervollen Aspekt" des Lock-Downs: "Wir mussten überdenken, was uns im Leben wirklich wichtig ist". Der kulturelle Wandel gehe klar in Richtung Jobsharing. Der britische Guardian beobachtet: "Die informellen Äußerungen der Premierministerin haben die Neuseeländer*innen in Aufregung versetzt, von denen viele sich fragen, ob die Pandemie tief greifende, systemische Veränderungen zur Folge haben wird - oder ob sich das Leben mit den damit verbundenen Problemen wieder normalisieren wird." Dass sich diese Frage nicht nur in Neuseeland stellt, zeigt sich im großen internationalen Echo auf dieses kleine Video.