Wohl kein U-Bahnhof wurde dermaßen oft umbenannt: schon vor 20 Jahren (u.a. von der Autorin dieses Beitrags) in May-Ayim-Straße und sicher auch schon davor, sowie erst kürzlich in George-Floyd-Straße und sicher unzählige Male dazwischen, und sei es durch zwei Punkte auf dem o. Jetzt soll die U-Bahnstation mit dem M-Wort ein letztes Mal einen neuen Namen erhalten - nämlich zum ersten Mal offiziell. Das gab die BVG als U-Bahn-Betreibergesellschaft bekannt. "Als weltoffenes Unternehmen und einer der größten Arbeitgeber der Hauptstadt lehnt die BVG jegliche Form von Rassismus oder sonstiger Diskriminierung ab", heißt es in der Mitteilung. "Aus Verständnis und Respekt für die teils kontroverse Debatte um den Straßennamen hat die BVG sich nun entschieden, ihn nicht weiter für die Benennung des U-Bahnhofs zu verwenden."
Der Spiegel überschreibt diese Nachricht mit "Berlin benennt U-Bahnhof um" - das ist nicht ganz richtig, wirft aber nochmal stärker die Frage auf: Warum nicht die ganze Straße? Denn egal, ob die Straße nach dort angesiedelten Sklav*en oder nach einer geehrten Delegation afrikanischer Repräsentant*en benannt wurde (es gibt noch mehr Varianten) - heute ruft sie von Rassismus geprägte Vorstellungen hervor.
PS: Die U-Bahn-Station trägt künftig den Namen der dort ebenfalls verlaufenden Glinkastraße, benannt nach dem russischen Komponisten des 19. Jahrhunderts, Michail Iwanowitsch Glinka.
PPS: seit 2009 gibt es nach der eingangs erwähnten deutschen Dichterin benannt in Berlin das May Ayim-Ufer.
PPS II: Twitter und andere Tech-Firmen haben gerade beschlossen, rassistische Begriffe wie Blacklist aus ihrer Techniksprache zu verbannen: https://www.spiegel.de/netzwelt/web/twitter-und-andere-tech-firmen-verbannen-rassistische-begriffe.
letztes PS: Sowohl die Umbenennung der U-Bahnstation als auch die Verbannung der Begriffe aus der Entwickler*sprache sind offensichtlich Erfolge von Protest.