Während des Lockdowns kursierten ja Emails wie diese: „Es gibt welche, die wirklich verrückt werden, weil sie eingesperrt sind. Ich habe es vorhin mit dem Toaster und der Mikrowelle besprochen, während ich meinen Kaffee getrunken habe, und wir drei waren uns einig. Wir reden nicht mehr mit der Waschmaschine: Die verdreht alles!“
Das war nicht immer lustig, und noch immer und auch sowieso kann es gut tun, sich mit Menschen tiefer auszutauschen. Mit https://coronacircles.net wurde tauschlogikfrei eine open-source Plattform zur Selbstorganisation von Redekreisen geschaffen - online, ja, aber gerade das Nichtkennen und die Anonymität kann auch hilfreich sein. Zudem liegt in dem Zufallsprinzip die Chance, Menschen jenseits geographischer Grenzen und der eigenen Filterblase kennenzulernen und ihnen zuzuhören.
Die klare Methode des Kreisgespräches soll eine tiefe Begegnung im virtuellen Raum unterstützen. Dabei wurde die alte Tradition des Kreisgespräches mit den aktuellen Möglichkeiten von Videokonferenzen verbunden. Das Konzept ergab sich aus einem Online-Workshop zwischen erfahrenen Moderator*innen und Programmierer*n.
Jede Person kann einen Termin (in Deutsch oder Englisch) anbieten; maximal vier weitere können sich dafür eintragen. Dafür braucht es lediglich eine Emailadresse. Die Infos bezüglich des Ablaufs sind als Text und im Videoformat auf der Website zu finden und werden außerdem nach Anmeldung per Mail zugeschickt.
"Ich bin nicht allein zu Hause, ich habe ja meine Depression", betitelte ZEIT-Autorin Kathrin Weßling einen Artikel im März. Und schloss: "Das, was wir nun füreinander tun können, ist das, was wir eigentlich auch ohne Corona längst hätten lernen müssen: aufeinander achtgeben, nachfragen, uns in Geduld und Toleranz üben, uns umeinander sorgen. Corona wird eines Tages vorbei sein. Wer wir aber in dieser Krise füreinander waren, bleibt."
PS: Nach der ersten Veröffentlichung hiervon heute erreichte uns noch ein Text der Mitbegründerin Griet Hellinckx, daraus mögen wir noch zitieren: "Eine der Auswirkungen der gegenwärtigen Corona-Situation liegt darin, dass wir erkennen, wie vernetzt wir als Menschheit sind. ... Aber nicht alle Menschen auf dieser Welt sind gleichermaßen betroffen. Der britische Autor Damian Barr formulierte es recht treffend: 'Wir sitzen nicht im selben Boot. Wir sind im selben Sturm. Manche sitzen auf einer Yacht, andere haben nur ein Ruder.' Wir lernen jedoch zu erkennen, dass wir als Menschheit eins sind. Was einen einzigen Menschen belastet, wirkt sich auf andere aus, auch wenn sie womöglich meilenweit entfernt sind. Was jetzt geschieht, kann als ein Weckruf verstanden werden, nicht zu dem zurückzukehren, was als normal galt. Veränderung tut not."