Lange nicht alle Cafés und Geschäfte, die jetzt wieder geöffnet haben, bleiben das auch. Die Pleitewelle wird im Herbst erwartet. Trotz Saveyourhood.com und anderen Möglichkeiten, Lieblingsorte zu unterstützen. Alleine nebenan.de berichtete schon Mitte April von über einer Million Euro, die tauschlogikfrei weitergegeben wurden. Die Menschen vom Elbschlosskeller, deren Solidaritätsaktion den allerersten Beitrag werwennnichtwir in diesem Blog darstellt, waren dann selbst überwältigt von der finanziellen Solidarität, die sie anschließend erhielten.
Selbst Banken haben die tauschlogikfreie Form der Unterstützung entdeckt: Nicht nur die gls Bank, deren Namen sich schon auf Geben-Leihen-Schenken zusammensetzt. Auch Volksbanken betreiben inzwischen Crowdfunding.
"Für meine Kiezkneipe, die mit den gelb-roten Backsteinwänden und dem guten Bier, kamen in nur zehn Tagen 7681 Euro zusammen", schrieb schon Anfang April eine Autorin im Tagesspiegel. Aber das kann natürlich nicht für alle funktionieren, solange viele, die gerne die Kiezkneipe unterstützen würden, und das Café an der Ecke, und die lokale Apotheke und den Friseursalon und die Bäckerei und die Zirkusschule usw. selbst in vielen finanziellen Zwängen stecken. Und obwohl eigentlich genug Ressourcen für alle da wären, führt die Logik des Marktes dazu, dass sich das Geld und damit die Ressourcen konzentrieren. Während die anderen Pleite gehen. Obwohl Hunderte von Milliarden auf den Weltmarkt gepumpt werden. Aber da geht es nicht um die Rettung des Cafés, der Bäckerei oder der Zirkusschule. Selbst die Wirtschaftswoche fragt rhetorisch: "Wenn die Notenbanken aufhörten, unaufhörlich Geld zu schöpfen, den Preis des Geldes künstlich niedrig zu halten?" und antwortet selbst: "Nun – dann kollabierte das Geldsystem." Diese ausufernde Geldpolitik ginge auf Kosten des Wettbewerbs, so der Artikel weiter - nicht thematisierend, dass es gerade das Konkurrenzprinzip ist, dass letzlich immer wieder zur Vermögenszentrierung führt. Denn wer wächst, kann billiger produzieren und die Konkurrenz aus dem Markt schlagen.
Warum eins der tags dieses blogs tauschlogikfrei heißt, wurde bereits erläutert.
Auf handelsfrei.org positionieren sich Menschen in einem Video gegen Handel, indem sie begründen: "Wir haben mehr Nahrung, als Menschen essen können. Mehr Häuser, als es Obdachlose gibt. Mehr Kleidung, als Menschen tragen können, mehr Gadgets, als Menschen benutzen können. ... Wenn wir genug für uns alle haben, warum spielen wir dann dieses alte Handelsspiel? ... Wenn Menschen handelsfreien Zugang zu den meisten Dingen, die sie brauchen und wollen, haben würden - wird eine Explosion von kooperativen, schlauen und entspannten Verhaltensweisen entstehen, was zu Überlfuss und einer vielfältigen Welt führt".
Auf der dazugehörigen (mehrsprachigen) Seite tradefree.org werden Güter und Dienstleistungen präsentiert, die von irgendwem handelsfrei angeboten werden. Dieses Verzeichnis kann dezentral erweitert werden und dezentral können auch Bewertungen abgegeben werden, wie handelsfrei etwas wirklich ist.