Der Begriff ‚Degrowth‘ steht für ein Wirtschaften, das abgekoppelt ist vom Wachstumszwang unserer gegen­wärtigen Ökonomie. Seit zehn Jahren werden Alternativen dazu auf Degrowth-Kongressen disku­tiert, in ver­schiedenen europäischen Städten und jeweils von Tausenden besucht. Das für das nächste Wochenende in Wien geplante Degrowth-Event wird nun allerdings online stattfinden. Bislang haben schon knapp 2.500 Menschen ihre Teilnahme angemeldet. Weitere Registrierungen sind (kostenfrei) möglich.

'By design, not by disaster' - dieser dabei immer präsente Begleitspruch verwies von je darauf, dass es auch darum geht, einen unkontrollierten Rückgang wie wir ihn derzeit als Krisenfolge erleben, zu vermeiden. Denn die Krise heißt nicht nur Corona. Dass 2020 der nächste große Wirtschaftseinbruch zu erwarten sei, warnten viele schon letztes Jahr. So titelte beispielsweise die Süddeutsche Zeitung im vergangenen August: Es droht die nächste große Wirtschafts­krise - und alle schauen zu: "anders als vor elf Jahren wissen diesmal alle seit Monaten Bescheid. Sollte es tatsäch­lich zum Einbruch kommen, wäre es die Krise mit der wohl längsten Vorwarnzeit, die es je gab, eine Rezession mit Ansage gewissermaßen, ein langsamer, freiwilliger Abstieg in die Schlangengrube."

Nun ist es also kein langsamer Abstieg mehr, und Corona kann als Grund herhalten und ablenken von der Tatsache, dass die Krise so oder so systemrelevant daher gekommen wäre, denn von Klima- und anderen Umweltfolgen abgesehen: Die Wirtschaft kann nicht immer wachsen. Was das letzte Jahrzehnt geschah, ist sie durch den konstanten Zufluss von Liquidität (vgl. Schaubild der Deutschen Bank) (also von den Zentralbanken auf den Weltmarkt gebrachtes Geld) aufzupuschen; gleichzeitig kam es zu nicht für möglich gehaltenen Negativzinsen. Dies sind nur einige der Gründe, warum nicht nur Linke, sondern beispielsweise auch der Multi-Milliardär, Unternehmer und Hedgefonds-Manager Ray Dalio im vergangenen November schrieb: "Das System ist kaputt".

Umso wichtiger ist es aus emanzipatorischer Perspektive, das Jetzt als Chance für den Ausbau nicht wachstums­getriebener, sondern solidarischer Strukturen anzusehen und anzugehen.

"Indem wir Künstlerinnen, Aktivistinnen, zivilgesellschaftliche Akteure und Wissenschaftler*innen zusammen­bringen, wollen wir verschiedene Arten von vorhandenem Wissen integrieren und vielversprechende Ansätze erarbeiten, um unsere Gesellschaft und Wirtschaftsweise auf sozial gerechte und ökologisch tragfähige Weise zu transformieren. Die Konferenz ist partizipativ angelegt".

https://www.degrowthvienna2020.org - https://www.degrowthvienna2020.org/en/participant-registration Große Teile der Webseite sind auf Englisch; wer da Unterstützung braucht, kann sich mit dem Übersetzungstool deepl.com helfen. Die Veranstaltungen selbst werden auf mindestens deutsch und englisch übersetzt.

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