Das Coronavirus hat die Lufthansa aus dem DAX geschmissen. Das nehmen wir gern als Anlass, das uns von Thomas Friedrichs, aktiv bei Attac Krefeld und beim Netzwerk Ökosozialismus, zugesandte Video einer an den Klimawandel angepassten Version von Über den Wolken zu posten.

Der Bund stellt eine Beteiligung mit 25 Prozent plus einer Aktie (eine Sperrminorität) in Aussicht und darüber hinaus weiteres Kapital; insgesamt neun Milliarden Euro. Gerade mal zwei von zwanzig Aufsichtsratsposten sollen dafür staatlich besetzt werden. Der jetzige Aufsichtsrat hat sich nun "durchgerungen", das zu akzeptieren. Vor der Lufthansa liege "ein sehr schwieriger Weg" - dabei geht es nur um die Abgabe von Start- und Landerechten in Frankfurt/Main und München. Und das, weil die EU-Komission Wettbewerbsverzerrungen anmahnt (Lufthansa belegt an beiden Flughäfen rund 70 Prozent). Es geht nicht um: den Klimawandel!

Statt darauf zu hoffen, dass die Lufthansa wieder ein expandierendes Unternehmen wird, hätte sie auch genötigt werden können, einen verbindlichen Klima­schutzplan vorzulegen, der sie an das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens binden würde. Dies brächte eine massive Verringerung der Flugbewegungen mit sich. Möglich wäre zum Beispiel das Einstellen von Inlandsflügen, verbunden mit einem weitgehenden Umstieg bei Personen- und Gütertransporten auf Schienen, u.a. durch den Ausbau europäischer Nachtzüge. Die Night Train 2.0 Study hat herausgefunden, dass bis 2000 km mit dem Zug über Nacht zurückgelegt werden könnten.

Die Chance auf einen Strukturwandel in Richtung klimagerechte Mobilität ist also vertan worden. In einer Petition auf Change.org, unterzeichnet von knapp 100.000 Menschen, heißt es dazu: "Für eine gerechte Erholung von der Coronakrise braucht es demokratische Entscheidungsmechanismen und öffentliches Eigentum. Regierungen müssen dabei einen gerechten Strukturwandel vorantreiben: durch den Umbau der Verkehrsnetze, verbesserten Zugang zu erschwinglichen Alternativen (wie Bahnreisen) und Maßnahmen, die den Beschäftigten den Wechsel von fossilen Arbeitsplätzen hin zu klimafreundlichen Alternativen mit fairen Arbeitsbedingungen ermöglichen."

Auch der Rückzug von Lufthansa-Tochterfirmen aus Steueroasen, wie zum Beispiel in einer Campact-Petition von knapp 300.000 Menschen gefordert, ist nicht zur Auflage geworden.

All das wäre möglich gewesen. Stattdessen seien ab 2024 wieder Dividenden für Aktienbesitzer* möglich, so Konzernchef Carsten Spohr.

Denn es geht auch nicht um die Menschen, die bei Lufthansa arbeiten. Weit mehr als die zunächst angekündigten 10.000 Beschäftigten sollen entlassen werden. "Menschen an erster Stelle" heißt entsprechend die erste Forderung der oben genannten Change.org-Petition: "Anstatt Vorstände und Aktionäre zu retten, sollte ein Hilfspaket die finanzielle Absicherung und Gesundheit der betroffenen Beschäftigten sicherstellen. Flugbegleiter*innen, Pilot*innen, Bodenpersonal, Caterer und andere betroffene Beschäftigte sollten während der Krise ein gesichertes Grundeinkommen erhalten." Okay, und danach? Schweden schult Flugbegleiter* zu Krankenpfleger*n um. Schön! Aber nur, wenn diese Menschen das auch werden wollen. Und nicht durch ein System dazu gezwungen werden, das Menschen lieber klimaschädigend arbeiten lässt, als sie bedürfnisorientiert zu versorgen und intrinsisch motiviert tätig werden zu lassen.

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